Martina Sauter
29. Oktober – 16. Dezember 2005MARTINA SAUTER
»kalte Spur«
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Die Düsseldorfer Künstlerin Martina Sauter setzt in ihren Werken Film und Fotografie in einen spannenden Dialog. Ein ausgewähltes Filmstill – meist aus einem Filmklassiker – fotografiert sie hierfür vom Fernseher ab und überträgt das Filmbild in das Medium der Fotografie. Dieses Bild vereint sie mit dem fotografischen Abbild eines von ihr inszenierten oder aufgespürten Raumes. Die Bilder verschmelzen jedoch nur im Auge des Betrachters zu einer Einheit, denn die Bildträger bleiben räumlich getrennt. Auch die Schärfe der Bilder variiert: Die grob gerasterte fast verschwommene Bildästhetik des Filmstills wird kontrastiert mit einer gestochen scharfen Bildqualität, die selbst banale Objekte zu einem Ereignis werden lässt.
Film und Fotografie ergänzen und bedingen sich in den Werken von Martina Sauter. Der Film, der im Grunde aus vielen einzelnen fotografischen Bildern besteht, wird in ein Standbild überführt, während die Fotografie in eine Geschichte eingebunden und somit filmisch erweitert wird. Die Künstlerin bedient sich dabei der Montage, versteht diese aber nicht nur filmisch als eine zeitliche Aneinanderreihung von Bildern, sondern auch räumlich. Somit reflektiert sie die beiden Medien zeitlich wie räumlich: Die kombinierten Raumdarstellungen scheinen nahtlos ineinander überzugehen. Bei näherem Betrachten weisen sie jedoch seltsame Sichtachsen auf, die perspektivisch nicht zu vereinbaren sind. Dieses motivische Spiel mit dem Bildraum wird durch die räumliche Versetzung der Bildträger unterstützt und in den physischen Raum erweitert. Der zeitliche Aspekt der Arbeiten spiegelt sich im Stillstand des Filmbildes sowie im Weiterdenken der Fotografie als Teil einer Geschichte. Das Zeitmoment ist ferner in den Brücken zu finden, welche die Künstlerin zwischen Bildmotiven der Vergangenheit und der heutigen Zeit schlägt. Sie historisiert die aktuellen Szenen, aktualisiert gleichzeitig die alten und lässt ganz neue Geschichten entstehen.
Die räumlichen und zeitlichen Achsen werden erweitert durch die
Blickachsen, welche die Protagonisten der Werke durch den Raum und auf
den Betrachter werfen. Verschiedene Richtungen entstehen und weisen
auch auf die vielfältigen Leserichtungen, welche die Arbeiten
aufzeigen. Die Erzählrichtung ist dabei keineswegs nur linear, wie wir
es vom Film gewohnt sind. Analog zu unserer Erinnerung rufen die Bilder
non-lineare Geschichten hervor und ebenso wie unsere Erinnerungsbilder
langsam zu verschwimmen beginnen, so scheinen auch die Filmstills
langsam zu verblassen, während die aktuellen Szenen noch nicht an
Schärfe eingebüßt haben.
Martina Sauter verweist ferner auf die Beziehung von Fiktion und
Wahrheit in ihren Werken. Der Film wurde als das Medium der Träume
bekannt, während die Fotografie auf eine Geschichte als objektives,
wahrheitsgetreues Medium zurückblickt, das Wahrheit nicht nur zeigte,
sondern auch zur ihrer Findung beitrug. Die Wechselwirkung der Medien
Film und Fotografie stellt somit nicht zuletzt die Frage nach der
Authentizität und Bedeutung von Bildern – besonders in einer
Medienwelt, in der unsere Realität von Bildern beeinflusst oder gar
ersetzt wird.
In der Ausstellung »kalte Spur« legt Martina Sauter visuelle Fährten
und schickt uns auf die Suche nach Geschichten und ihren Wahrheiten.
»Ausblick«, 2005, Collage, 22,5 x 25 cm
Eröffnung: Samstag, 29. Oktober von 18 Uhr bis 22 Uhr